Intoxikation
1 - Diagnostizieren
Tox Docs - Alles rund um Intoxikationen
Bei der körperlichen Untersuchung ist die Bewusstlosigkeit Endstrecke sehr vieler Vergiftungen und nur in Zusammenschau mit weiteren Befunden hilfreich, um das auslösende Toxin zu klären. Es gibt aber typische klinische Bilder einiger Vergiftungen, die Toxidrome. Insbesondere geachtet werden sollte auf die Pupillen, Temperatur und Feuchtigkeit von Haut oder Schleimhäuten. In Zusammenschau mit den Vitalparametern, können nicht nur aufgrund des führenden Problems der Vergiftung Rückschlüsse auf das Toxin gezogen werden, sondern oftmals auch durch Erkenntnisse einer Aktivierung oder Hemmung von Sympathikus und Parasympathikus [6; 7].
Cholinerges Syndrom
Kommt es zu einer maximalen Aktivierung des Parasympathikus, also einer maximalen "Rest & Digest-Reaktion", sind die Haut und Schleimhäute (Tränenfluss und ausgeprägte Bronchorrhoe) sehr feucht, die Pupillen miotisch, und die Herzfrequenz und Atemfrequenz erniedrigt (außer der Patient befindet sich noch in einer Phase der Kompensation) und die Darmaktivität stark gesteigert, oft mit Erbrechen und Durchfall. Dies beschreibt man als cholinerges Toxidrom und ist typischerweise bei Vergiftungen mit Acetylcholinesterasehemmern wie E 605, Parathion oder auch chemischen Kampfstoffen wie Sarin, Vx oder Nowitschok-Gruppe zu finden.
Antiholinerges Syndrom
Im Gegensatz dazu kommt es zum Beispiel durch Atropin oder Engelstrompete, aber auch anticholinerg wirksame Medikamente wie Dimenhydrinat oder trizyklische Antidepressiva zu einer Hemmung des Parasympathikus, also einer Aufhebung der Rest & Digest Reaktion. Die Pupillen sind weit, Haut und Schleimhäute bei warmer Haut trocken (typisch trockener Mund, im Extremfall trockene Achseln) und die Patienten haben eine Sinustachykardie mit herabgesetzter Darmtätigkeit bis hin zu Ileus und Harnverhalt. Außerdem sind die Patienten oft delirant, nesteln und können sich kaum konzentrieren. Dieses Bild nennt man anticholinerges Syndrom.
Sympathomimetisches Syndrom
Ähnlich hierzu ist das sympathomimetische Syndrom, bei dem der Sympathikus stark aktiviert ist. Dies wird meist durch den Konsum von Amphetaminen oder Metamphetaminen ausgelöst. Die Patienten haben weite Pupillen, oft eine warme, schwitzige Haut, sind tachykard, hyperton und agitiert bis aggressiv-delirant. Wichtiges Unterscheidungskriterium zum anticholinergen Syndrom ist die vorhandene Schweißproduktion und der meist ausgeprägte Hypertonus.
Klinisch sehr ähnlich kann bei einer Überdosierung von bestimmten Antidepressiva (z.B. SSRI wie Citalopram) das serotinerge Syndrom aussehen, hier haben die Patienten jedoch seltener eine Hypertonie und häufiger einen Tremor mit Hyperreflexie, teils auch mit Kloni (ganz typisch ist das Auslösen des Klonus durch Dorsalexension des Fußes - auch wenn dies bei der Minderheit der Patienten vorkommt).
Opioides Syndrom
Ein letztes und sicherlich das bekannteste Toxidrom ist das opioide Syndrom mit Miosis, Bewusstseinsstörungen bis Koma und Bradypnoe bis Atemstillstand bei der Überdosierung von Opiaten. Manchmal können auch Geruch und Hautfarbe helfen Toxine zu identifizieren, jedoch wahrscheinlich seltener als gedacht. So zeigt nur jeder sechste bis siebte Patient mit Cyanidvergiftung den typischen Bittermandelgeruch und auch eine kirschrote Haut findet sich nur bei 10 % dieser Patienten [8].
Dekontamination vor der INA +
Fokus Eigenschutz v.a. bei ätzenden Substanzen, Cyaniden, Pestiziden
2-Risiko stratifizieren / 3-symptomatische Therapie / 4-Antidota
Giftnotruf 0551-19240
Bundeswehr HBO-Druckkammer: 0431-5409-1441
HBO-Beratung auch: Taucherärzte Böttcher (60616) + Bax (60602)