BGA - Interpretation
Schritt 1
Die Beurteilung beginnt mit der
Oxygenierung
, also des Sauerstoffgehaltes im Blut. Wichtige Parameter in der BGA sind die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins (SaO2) und vor Allem der Sauerstoffpartialdruck (PaO2). Der Partialdruck ist in diesem Fall der Anteil eines Gases am Gesamtdruck. Um uns herum herrscht auf Meereshöhe ein Luftdruck von einer Atmosphäre ~ 1 bar. Umgerechnet in mmHg ergibt das einen Wert von 760 mmHg. Unsere Luft enthält ca. 21% Sauerstoff, das entspricht ca. 160 mmHg Partialdruck. Da die Luft aber bei der Einatmung befeuchtet wird (Anteil am Partialdruck ca. 47 mmHg) und sich in unseren Atemwegen mit dem Totraumvolumen vermengt, ergeben sich in den Alveolen beim jungen, gesunden Menschen ca. 90-100 mmHG Sauerstoffpartialdruck. dies erklärt den
Normalwert von 80-100 mmHg unter Raumluftbedingungen
. Erhöht man durch Sauerstoffgabe den Sauerstoffpartialdruck, also zum Beispiel nicht 21%, sondern 40, 60 oder 80% von 760 mmHg, dann würde auch der PaO2 in der BGA entsprechend steigen. Daher ist es wichtig die FiO2 mit zu berücksichtigen und zu dokumentieren. PaO2 von 100 mmHg ist bei Beatmung mit 100% Sauerstoff eben keineswegs normal. Die Konsequenz besteht in der Anpassung der Sauerstoffgabe. Häufige Zielwerte sind SaO2 Werte um 94-98% und PaO2 Werte um 75-100 mmHg.
Schritt 2
Sehen Sie sich im nächsten Schritt den
pH Wert
an. Es handelt sich um den negativ-dekadischen Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration. Aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Säuren sind sauer, weil Sie Wasserstoffionen, sogenannte saure Valenzen abgeben können. Werden mehr saure Valenzen abgegeben sinkt der pH-Wert. Werden wieder mehr gebunden, steigt der pH-Wert. Da der Normalwert in der BGA bei
7,35-7,45
liegt können wir stark vereinfacht sagen: Unter 7,35 ist das Blut zu sauer, es besteht eine Azidose. Über 7,45 ist das Blut zu alkalisch, es besteht eine Alkalose. Und genau das ist der zweite Schritt. Ist unsere Blutprobe sauer - neutral - alkalisch?
Schritt 3
Wenn Sie eine Veränderung des pH-Wert außerhalb der Norm feststellen, sollten Sie als nächstes klären, ob die Ursache respiratorisch - also atmungsbedingt - oder aber metabolisch - also stoffwechselbedingt - ist. Sehen wir uns in Schritt 3 den respiratorischen Anteil an. Das Stoffwechselprodukt unserer Zellen ist CO2, es fällt ständig im Körper an und muss abtransportiert werden.
Kohlendioxid (CO2)
wird im Körper gemeinsam mit Wasser in Kohlensäure (H2CO3) umgewandelt und zerfällt in Bicarbonat (HCO3-) und saure Valenzen (H+). Dieser Hintergrund darf aber für unsere Zwecke vernachlässigt werden. CO2 ist also für uns ein saures Atemgas. Ist der CO2 Partialdruck im Blut zu hoch, entsteht eine Azidose. Ist der CO2 Partialdruck im Blut zu niedrig, entsteht eine Alkalose. Prüfen Sie also nun bitte, ob der PaCO2 unter 35 mmHg liegt (würde eine Alkalose bzw. pH über 7,45 erklären) oder ob er über 45 mmHg liegt (würde eine Azidose bzw. pH unter 7,35 erklären).
Schritt 4
Im nächsten Schritt klären wir ob im Stoffwechsel ein Überangebot oder Mangel an Basen vorhanden ist. Die wichtigste Base ist dabei das Bicarbonat (HCO3-). Es kann saure H+-Ionen aufnehmen und dient daher als Puffer. Neben dem Bicarbonat gibt es noch viele weitere Puffersysteme. Der Normwert für das Bicarbonat im Blut liegt bei 22-26 mmol/l. Einfacher ist jedoch der sogenannte
Base-Excess (BE)
, also Basenüberschuss. Er bezeichnet die Menge an Basen, die einer Probe unter bestimmten Bedingungen zugegeben oder entnommen werden müssen um einen normalen pH-Wert zu erreichen. Der
Normwert liegt also bei 0 in einem Bereich von -2 bis +2
. Damit ist er einfach zu beurteilen. Ist der BE zu niedrig, also kleiner als -2, fehlen Basen. Das Blut wird also saurer, weil Basen zum Ausgleich der Säuren fehlen. Ist der BE zu hoch, also größer als +2 wird das Blut alkalischer. Es besteht ein Überschuss an Basen. Also können wir verkürzt feststellen: Ein BE unter -2 erklärt eine Azidose. Ein BE von über +2 erklärt eine Alkalose.
Schritt 5
Der letzte Schritt besteht aus der Interpretation.
Klären Sie, ob der Sauerstoffpartialdruck in Anbetracht der FiO2 normal ist, oder ob hier eine Oxygenierungsstörung vorliegt. Passen die die Sauerstoffgabe den Bedingungen an. Liegt eine Azidose oder Alkalose vor? Dann nennen Sie die Ursache. Diese kann respiratorisch, metabolisch oder kombiniert respiratorisch und metabolisch sein. Wenn also eine Azidose besteht, ist diese bei PaCO2 über 45 mmHg respiratorisch und bei BE unter -2 metabolisch und bei beidem zusammen eine kombinierte Azidose. Wenn eine Alkalose besteht wäre diese bei PaCO2 unter 35 mmHg respiratorisch, bei BE über +2 metabolisch und wenn beides vorliegt kombiniert.
Die letzte denkbare Möglichkeit ist nun, dass einer der beiden Komponenten (PaCO2 und BE) eine Azidose oder Alkalose erklärt, die zweite jedoch in die Gegenrichtung verändert ist. Dann sprechen wir von einer (Teil-)Kompensation. Es erfolgt dabei nie eine Überkompensation, was für die Beurteilung wichtig ist.
Add on - Anionenlücke
Berechnung der Anionenlücke
= ( [Na+]+[K+] ) – ( [Cl−]+[HCO3−] )
Normbereich: 7 ± 4 mmol/L (also 3–11 mmol/L)